Verkehrswende jetzt! – das ist der klare Wählerwille der Kommunalwahl vom September 2020. Zu lange ist der Klimaschutz im Verkehrssektor verdrängt worden, obwohl alle wissen, dass die Zeit drängt. Die Mission ist heikel, denn wer klimafreundliche Verkehre im Kreis Wesel installieren will, muss nicht nur Geld in die Hand nehmen, sondern auch eine unübersehbare Fülle von Institutionen beteiligen, die volle Zustimmung des Kreistages erreichen und die Menschen miteinbinden, wenn das Klima am Ende gewinnen soll.
Die Grüne Kreistagsfraktion hat den ersten Schritt getan und zusammen mit der Kooperation aus CDU, FDP und FWG den neuen Mobilitätsausschuss ins Leben gerufen. Am 30. November wird das Gremium zum ersten Mal tagen, die Themen sind vielfältig und die Erwartungen sind hoch.
Wir bringen uns zur ersten Sitzung direkt mit drei brandheißen Schlüsselthemen ein: Mit Anfragen zur Verbesserung der linksrheinischen Regionalbahn 31, für eine optimale Koordination der Stadtbusentwicklungen im rechtsrheinischen Kreisgebiet zwischen Wesel und Dinslaken und der Kampf um Fördermittel für das jüngst beschlossene Kreiskonzept für flächendeckende Mobilstationen.
Wer heute versucht, mit der RB 31 zum Studium, zum Beruf oder zur Schule zu pendeln, muss binnen einer Woche mehr Zeit mit Warten auf verspätete Züge verbringen als ein Autofahrer, der einmal im Jahr versucht, bei der Kreisverwaltung sein Auto anzumelden. Tatsächlich aber haben die anderen Parteien in den vergangenen fünf Jahren meistens nur über Wartezeiten am Straßenverkehrsamt debattiert, anstatt den Zugverkehr und die Verantwortlichen beim VRR, der Nordwestbahn und der DB in den Fokus zu nehmen. Das muss sich nun als erstes ändern.
Die Grünen unterstützen ausdrücklich die städtischen Bemühungen um ein verbessertes Bussystem vor Ort, mahnen aber nachdrücklich eine bessere regionale Vernetzung des Angebots vor allem am Wochenende und abends an, so wie es die Bürger im Vorlauf zum Mobilitätskonzept ja auch eingefordert haben. Hier setzen wir uns aktuell für eine moderierende und begleitende Rolle des Kreises ein, der zwar selber kein Geld zu verteilen hat, dafür aber mehr tun muss bei der Bereitstellung von Fördermitteln.
Gleichzeitig liegt uns die Fläche sehr am Herzen, die gerade durch die Mobilstationen klimaneutral erschlossen werden kann. Hier wartet noch viel anstrengende Überzeugungsarbeit auf uns, weil sich der VRR als Fördergeber noch sehr auf die Ballungszentren konzentriert und die Verantwortung für die ländlichen Bereiche immer noch ignoriert.
Es mag sein, dass es leichter ist, einen Supertanker zu wenden als die Verkehrswende im Kreis Wesel einzuleiten, weil es viele Kapitäne auf der Brücke gibt, ernannte und selbst ernannte, die oftmals noch in unterschiedliche Richtungen streben. Aber wir haben den gemeinsamen Kampf nun aufgenommen, haben die Hand am Steuer und bleiben solange dran, bis auf dem Radar die ersten Ergebnisse erscheinen.