Neben der Klimakrise existiert eine weitere globale Herausforderung und Bedrohung für den Menschen: der Artenschwund. Von den einheimischen Tierarten in Deutschland sind nach Angaben des BMU 35 Prozent bestandsgefährdet, von den Pflanzenarten 26 Prozent. Rund 34.000 Arten sind derzeit vom Aussterben bedroht.
Vor diesem Hintergrund beantragen wir daher für den zuständigen Fachausschuss sowie für den Kreisausschuss und Kreistag:

  1. die Verwaltung zu beauftragen, ein Biodiversitätskonzept zu erarbeiten. Die Expertise lokal und regional tätiger Fachorganisationen oder -verbände sollte dabei eingebunden werden.
  2. Analog zur Klimaoffensive sollte diese „Biodiversitätsoffensive“ von fachlich mit der Thematik befassten Personen und Organisationen / Verbänden begleitet und fortlaufend weiterentwickelt werden.
  3. Der Erfolg soll durch eine Evaluation durchgeführter Maßnahmen mit einem Monitoring hinsichtlich Artenvielfalt und Lebensraumentwicklung sichergestellt werden

Begründung:
Unsere Wirtschafts- und Konsumweise führt lokal, überregional, ja weltweit zum Verlust von Lebensräumen und sukzessive zum Schwund von Arten bei Flora und Fauna. Die stete Zunahme von Siedlungs- und Industrieflächen, Verkehrsflächen, Auskiesungsbereichen bedeutet einen hohen Druck auf bzw. einen Verlust von landwirtschaftlich genutzter Fläche, Freiflächen, Wald, wobei die Verwendung z.B. von Pestiziden in der Landwirtschaft ihrerseits die Artenvielfalt gefährdet.
Dabei ist der Erhalt der biologischen Vielfalt von herausragender Bedeutung gerade auch für uns Menschen. So hat die 2017 erschienene Krefelder Studie zum Insektenschwund beispielhaft auf die Dringlichkeit von Schutzmaßnahmen zum Erhalt der Artenvielfalt hingewiesen. Insekten sind essentiell für verschiedene ökologische Funktionen, nicht zuletzt für die Sicherstellung der Ernährung von Mensch und Tier vermittels der Bestäubung.
Die ökologische Bedeutung der Biodiversität ist insgesamt vielfach untersucht und dokumentiert worden. Insofern ist der Erhalt und die Förderung von Biodiversität – neben der Bewältigung der Klimakrise – eine zentrale Zukunftsaufgabe auch der kommunalen Familie.
Der Kreis Wesel ist hier nicht untätig, Projekte wie „Artenvielfalt in urbanen Räumen“, „Life+“ oder „Öko-Modellregionen“ sind in Planung oder greifen schon einige Elemente der Biodiversität auf.
Es fehlt allerdings an einer konsistenten Biodiversitätsstrategie, die die unterschiedlichen Aspekte der Bewahrung und Förderung der Artenvielfalt im Kreis Wesel bewertet, bündelt und die Entwicklung von Lebensräumen konzipiert und fortschreibt.