Noch viel Sand im Getriebe beim Thema Kies

In der Reihe „Fraktion vor Ort“ haben der GRÜNE Fraktionsvorsitzende Hubert Kück sowie die stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Helga Franzkowiak und Ulrike Trick einen Blick über den kreisweiten Tellerrand gerichtet und der „Naturverbund Schlachterei“ in Wachtendonk einen Besuch abgestattet.

Nach einem kurzen Überblick zur Entstehung und Entwicklung der Schlachterei, stellte der Geschäftsführer Bruno Jöbkes dar, inwieweit das Bio-Fleisch aus dem Naturverbund ein Mehr zur kontrollierten ökologischen Landwirtschaft darstellt und welche zusätzlichen Gütekriterien im Naturverbund gelten:

  • Besonders tierartgerechte Haltung (seit 1988)
  • Bäuerliche Familienbetriebe
  • Kurzer regionaler Transport zum Schlachthof
  • Transparenter Herkunftsnachweis
  • Schonende Schlachtung ohne Akkordarbeit
  • Faire Bedingungen und Transparenz im Verbund vom Landwirt über den Schlachthof zum Metzger

Im Bereich der tierartgerechten Haltung setzt man auf eigenständige, bäuerliche Familienbetriebe. Konventionelle und industriellen Tierhaltung in Großbetrieben ist ausgeschlossen. Man sieht sich auch als regionalen Dienstleister, bei dem auch die Schlachtung einzelner Tiere möglich ist. Ein weiteres wichtiges Gütekriterium für die tierartgerechte Haltung ist die Verwendung hofeigenen Futters, welches nach ökologischen Richtlinien angebaut wird. Die Landwirte im Naturverbund haben auch die Sauberkeit des Grundwassers im Fokus: so werden nur so viele Tiere gehalten, dass deren Dung nutzbringend als natürlicher Dünger auf den betriebseigenen Ackerflächen eingesetzt werden kann. Eine Überdüngung wird hierdurch ausgeschlossen und gleichzeitig wird die Humusbildung und Bodengesundheit gefördert.

Ein weiteres Kriterium für die Fleischqualität sind die kurzen Transportwege zum Schlachthof sowie die anschließende schonende Schlachtung. Hier setzt man auf die ruhige Annahme der Tiere und eine artgemäße Eingewöhnungszeit im Wartestall. Bei der konventionellen Schlachtung werde Tiere über weite Strecken transportiert und bei der Ankunft im Schlachthof weiterem Stress ausgesetzt. Die insbesondere vor der Betäubung und Tötung der Tiere freigesetzten Stresshormone wirken sich negativ auf die Qualität und den Geschmack des Fleisches aus. Daher legt man beim Naturverbund großen Wert auf den stressarmen Zutrieb zur Betäubung.

Am Ende steht die umweltbewusste und sorgfältige Schlachtkörperbearbeitung, welche sich insbesondere durch eine niedrige Geschwindigkeit und der Bündelung aller Bearbeitungsschritte von der Schlachtung, über die Zerlegung bis zur Wurstherstellung an einem Ort auszeichnet. Durch eine hauseigene Wasseraufbereitung, Wärmerückgewinnung und den Einsatz von Blockheizkraftwerken wird das nachhaltige Wirtschaften weiter unterstützt.

Die Abläufe im Schlachthof unterliegen laut Herrn Jöbkes einem ständigen Lern- und Verbesserungsprozess, es finden regelmäßige Audits zur Qualitätsverbesserung statt. Man achte darüber hinaus besonders auf eine gerechte Entlohnung der Mitarbeiter über einen festen Monatslohn statt einer Bezahlung nach Akkord. Auch wird auf die Beschäftigung von Leiharbeitern verzichtet. Als Folge hat man entgegen dem Deutschlandtrend kaum Probleme bei der Personalgewinnung.

Zum Abschluss kam man noch zum Thema „Öko-Modellregion“ ins Gespräch. Frau Trick merkte an, dass die ÖMR in Wesel und Kleve mit einem großen Ballon an Ideen gestartet sein, von dem aktuell lediglich die Belieferung von Kantinen und Großküchen übriggeblieben sei. Die angestrebte Ausweitung der Weidehaltung, die Gewinnung weiterer ökologisch wirtschaftender Betriebe und die damit verbundene Schonung der Böden und Verbesserung des Landschaftsbildes hat bisher nicht stattgefunden. Herr Jöbkes sieht hingegen ausreichend vorhandene Strukturen für eine umfassende Versorgung mit Bio-Lebensmitteln auch über den Großküchenbereich hinaus. Allerdings bereitet die fehlende Normierung wie bei konventionellen Produkten (z.B. Hähnchenbrust) Probleme. Darüber hinaus wird es mittelständischen Betrieben schwergemacht, die Standards zu erfüllen, die die großindustrielle Verarbeitung quasi vorgibt.

Insgesamt habe der Absatz von ökologisch-biologischen Lebensmitteln zugenommen. Es gebe zwar einen Rückgang in den Biomärkten, dafür haben Supermärkten und Discountern starke Zuwächse zu verzeichnen. Die ÖMR könnte positiv darauf hinwirken, dass den Landwirten neben den wirtschaftlichen Anreizen auch eine steigende Wertschätzung für ihre Arbeit und damit mehr Zufriedenheit zuteil wird.

Weitere Informationen unter www.naturverbund.de